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Winterzeit

Winterzeit

Im Einklang mit der Natur führt Dich die im Herbst begonnene innere Einkehr nun weiter in die Tiefe. In diesem Beitrag erfährst Du mehr über die dem „großen Yin“ des Winters zugeordnete Wandlungsphase Wasser. Die dazugehörigen Themen sind Angst bzw. Urvertrauen und Lebenswille. Es geht also in die Tiefe Deines Selbst, um die Besinnung auf Dein Leben vor dem Tod. Zudem erhältst Du sieben Tipps, wie Du Dich regenerieren und dem Fluss des Lebens hingeben kannst. Nutze die dunkle, ruhige Zeit des Winters, um Energie aufzutanken: Wie ein Samenkorn in der Erde kannst Du zur Ruhe kommen, Deine Lebenskräfte sammeln und damit haushalten, bis Du mit der Dynamik des Frühlings erneuert und mit voller Kraft aufblühst.

Ohne Wasser gibt es kein Leben

Wasser ist die Quelle, Basis allen Lebens sowie Anfang und Grundlage der fünf Wandlungsphasen (bzw. Elemente: Wasser, Holz, Feuer, Erde, Metall; siehe dazu auch meinen Yin-Yoga-Beitrag). Auch der Mensch besteht zum größten Teil aus diesem kostbaren Lebensstoff. Mit den Rhythmen der Natur, den Wellenbewegungen des Lebens, zu fließen hilft, unnötige Anstrengungen und Leid zu vermeiden. Beharrlich, beweglich und anpassungsfähig – ohne sich dabei zu verlieren – findet das Wasser immer seinen Weg.

Besinne Dich

Wasser ist auch eine Metapher für die Seele des Menschen, seine Essenz. Der hektischen Vorweihnachtszeit bzw. 2020 Corona zum Trotz ("if you can’t go outside, go inside") kannst Du Deine Sinne von der Außenwelt zurückziehen und Dich Deiner Selbst besinnen. Nütze die winterliche Atmosphäre, um über den Sinn des Lebens – Deines Lebens – und die Sinnhaftigkeit Deines Tuns nachzusinnen. Wer bestimmt Deinen Sinn? Du Selbst?!

Nimm Dir Zeit, Dich nach innen zu wenden, um mit Dir selbst in Kontakt zu kommen. Benütze dabei nicht die Erklärungen Deines Verstandes, um dem was jetzt zu spüren ist zu entfliehen. Nimm Dich mit allen Sinnen wahr – über die klassischen fünf Sinne des Sehens, Hörens, Riechens, Schmeckens und Fühlens hinaus, insbesondere auch mit dem sechsten Sinn Deiner Tiefen- bzw. Eigenwahrnehmung, der Propriozeption, etwa durch das Praktizieren einer Körperspürübung wie dem Body Scan.

In der Tiefe Deines Herzens verankert werden Dir die Stürme an der Oberfläche nichts anhaben.

Bist Du bereit, beharrlich, neugierig und mitfühlend immer tiefer zu tauchen?

Du bist was Du bist – Stoppe Deine Bewertungen und Verurteilungen

Wasser gilt als Sinnbild der Spiegelung des eigenen Selbst. Es ist Deine – mutige – Entscheidung, Dir Dein Leben zurückzuerobern. Komme Deiner Gefangenschaft in der Identifizierung mit Deinem Selbstbild, Deinen Rollen, Eigenschaften und Vorlieben sowie in unbewussten Konditionierungen, Gewohnheiten und Ängsten auf die Spur.

Frage Dich: Wer bin ich?

Werde Dir der Geschichten bewusst, die Du Dir über Dich selbst erzählst, Deiner Illusionen und Selbsttäuschungen. Lerne alle Aspekte Deines Selbst kennen, aushalten, annehmen und die Verantwortung dafür zu übernehmen. Wahrscheinlich begegnest Du dabei jenen ungeliebten Seiten von Dir, die Du bislang mit viel Mühe und Ablenkung unterdrückt bzw. vertuscht hast – beispielsweise Traurigkeit, Ohnmacht, Zorn, Eifersucht, Neid, Scham, Schuldgefühlen, Überheblichkeit, Lieblosigkeit oder den dahintersteckenden Ängsten.

Was auch immer Du spürst: höre auf, es positiv oder negativ zu bewerten. Es ist nicht gut oder schlecht. Es ist was es ist und drückt aus, was Du jetzt fühlst.

Meditation kann Dir helfen, nicht mehr von starken Körperempfindungen und Gefühlen überwältigt zu werden und Dich mit ihnen ohne Selbstverurteilung vertraut zu machen. Nimm Deine menschliche – und leidverursachende – Tendenz wahr, Angenehmes, Lustbringendes festhalten und Unangenehmes, Unerwünschtes vermeiden zu wollen sowie Neutrales zu ignorieren. Beginne mit den Dingen wie sie sind, Frieden zu schließen.

In dem Du Dir Deine Schatten bewusst machst, also dem, was Dich unbewusst bestimmt, entziehst Du ihnen ihre Macht und kannst überkommene „innere Antreiber“, Deine nicht förderlichen Denk- und Verhaltensmuster durchbrechen.

Symptome bei Unausgeglichenheit im Wasser

Hast Du Angst, nicht gut genug zu sein, dem Leben nicht gewachsen zu sein? Bist Du willensschwach und lehnst Selbst-Verantwortung ab? Kennzeichnen viele Ansprüche, starre Regeln und Verpflichtungen sowie eine eher lebensfeindliche Geisteshaltung Deinen Alltag? Bist Du missmutig, misstrauisch, neidig? Sind Dir zudem folgende Symptome bekannt: Dauerstress und Schlafstörungen, Nervosität, Getriebensein oder Antriebslosigkeit, Müdigkeit, Lustlosigkeit bis hin zur Depression? Bist Du steif und verspannt, fröstelst, hast Kreislaufprobleme, Durchblutungsstörungen der unteren Extremitäten, Kopf-, Nacken- und Rückenschmerzen, Beschwerden mit den Ohren wie Tinitus, Knochen, Gelenken und Zähnen, Haarausfall oder frühes Ergrauen sowie Unterleibsprobleme? Erkenne die Zeichen der Disharmonie und begegne Deiner Angst.

Keine Angst vor der Angst – Gib den Widerstand gegen das Unvermeidliche auf

Angst ist eine menschliche Grunderfahrung. Sie hat eine wichtige Schutzfunktion, macht uns auf die Gefährdung unseres Lebens aufmerksam und ist dienlich, um einer realen Bedrohung begegnen zu können – rettet also ständig unser Leben. Mit diffusen Ängsten vor der ungewissen Zukunft, mit Angst vor Veränderung, vor dem Unbekannten, Neuen, Fremden, Unbequemen, vor Verlust, Verletzung und Hilflosigkeit können wir arbeiten und lernen, bewusst und angemessen damit umzugehen – anstatt überzureagieren.

Widerstand, Vermeidung und Flucht nähren die Angst.

Angst zeigt sich auf körperlicher Ebene durch Muskelverspannungen, Verdauungsprobleme, Herzklopfen, Schweißausbrüche, flachen Atem und Schwindel; wir erleben uns unruhig und angespannt, gereizt, frustriert, überfordert, schreckhaft, erstarrt, hilflos, verzweifelt, erschöpft und entrückt. Achtsamkeit hilft uns, die Angst und die damit verbundenen Körperempfindungen, Gefühle und besorgten, irrationalen und kontraproduktiven Gedanken, die viel Energie brauchen, klar und wertfrei in einem ersten Schritt wahrzunehmen und dann zu reflektieren, ob die Angst jetzt gerechtfertigt ist.

Wovor hast Du Angst? Welche Gedanken rufen Deine Angst hervor und bewirken wiederum welche Gedanken, Gefühle und Reaktionen?

Uns mit unseren Ängsten vertraut zu machen bedeutet vor allem auch, uns mit der Unsicherheit auseinanderzusetzen wer wir wirklich sind und was unsere Existenzberechtigung, unsere Aufgabe im Leben ist und was nicht.

Corona - auch das geht vorbei

Sei Dir bewusst, dass die Pandemie alle Menschen in ihrer täglichen Lebensweise berührt – und bleibe handlungsfähig! Wähle Deine Informationsquellen mit Bedacht und nimm Dir Auszeit vom Thema. Auch im Umgang mit der Angst vor Corona empfehlen Psychologen, Deine Gefühle wahrzunehmen und zu akzeptieren. Konzentriere Dich auf Deine Stärken und die Dinge, die Du mitgestalten kannst – aktiviere Deine Ressourcen. Halte eine Tagesstruktur bei, achte dabei auf einen gesunden, genussvollen Lebensstil und entfalte neue Muster für Dein Wohl-Sein (mehr dazu in den weiter unten folgenden Tipps). Und nicht zuletzt: bleib in Verbindung.

Gelähmt vor Angst? Davon zu unterscheiden ist unangemessene, übersteigerte Angst: eine Angsterkrankung (generalisierte Angststörung, Panikstörungen, Phobien und Zwangsstörungen sowie posttraumatische Belastungsstörungen), die die Bewegungs- bzw. Handlungsfreiheit, sozialen Kontakte und unsere gesamte Lebensqualität erheblich einschränkt, indem sie uns letztlich in allem behindert was wir tun bzw. eben nicht mehr tun. Hier ist eine professionelle Begleitung, die die Praxis der Achtsamkeit ergänzt, angesagt.

Lebe vor dem Tod – morgen kann es dafür zu spät sein.

Panta rhei – alles fließt oder der tiefsten Angst begegnen: der Angst vor dem Nicht-Sein

Der Tod ist unvermeidlich; ungewiss ist, ob es ein Sein nach der körperlichen Auflösung gibt. In der Auseinandersetzung mit unserer tiefgreifendsten, oft unbewussten Todesangst ist die Frage also weniger, ob es ein Leben nach dem Tod gibt, sondern ob Du davor lebendig bist. Es gilt zu erkennen und anzunehmen, dass Krankheit, die eigene Sterblichkeit und Vergänglichkeit zum Leben gehören. Das Leben selbst fließt im natürlichen Kreislauf von Werden und Vergehen weiter.

Was denkst Du über den Tod? Hast Du schon einmal über Deinen eigenen Tod und wie Du sterben möchtest nachgedacht?

Unsere Gesellschaft tabuisiert und verdrängt das Alter und den Tod. Mit dem Versprechen von der ewigen Jugend, Potenz, Schönheit und Gesundheit lässt sich prächtig Geld verdienen. Unwürdige, lebensverlängernde Maßnahmen werden zudem von Allmachtsgefühlen befördert. Verzweifelt versuchen wir, das Unausweichliche hinauszuschieben – und leben dennoch in der Vergangenheit oder verschieben unser Leben auf morgen, anstatt im gegenwärtigen Augenblick bewusst zu leben. Es ist Dein Ego das Angst hat: vor dem Tod – und vor der Ungewissheit, der Unsicherheit des Lebens, vor dem Nicht-Sein und der Bedeutungs- bzw. Sinnlosigkeit.

Es scheint als würde uns häufig erst die Begegnung mit dem Tod wachrütteln, sodass wir die Kostbarkeit des Lebens erkennen und uns erlauben mögen, liebevoll, freudig, zufrieden, erfüllt und lebendig zu sein.

Wasser ist allumfassend. Fasse Mut, Dich dem Ganzen zu öffnen und finde Frieden

Kein Licht ohne Dunkelheit. Im Wasserelement vereinigen sich Widersprüche und Gegensätze: ruhig und bewegt, still und stürmisch, kraftvoll und sanft, hart und weich, trüb und klar, tief und flach, warm und kalt. Schließe Freundschaft, Frieden mit Deinen inneren Widersprüchen und Schatten. Sei bereit, alle Teile Deines Selbst großzügig und wertschätzend zu fühlen. Integriere all Deine Eigenschaften, Fähigkeiten, Deine verborgenen Schätze und Energien, um Dein ganzes Potential zu entfalten und wahrhaftig Du selbst zu sein.

Du bist einzigartig und hast dennoch mit allen anderen Menschen so viel gemeinsam. Erkenne die wechselseitige Abhängigkeit und Vernetzung mit Deiner Mitwelt, die zauberhafte Verbindung mit dem Leben! Dies vermag auch der Angst vor Einsamkeit bzw. vor sozialen Situationen den Schrecken zu nehmen.

Sieben Tipps für eine besinnliche und regenerative Winterzeit

Wie Du Dein Immunsystem unterstützt und stärkst, kannst Du in meinem Herbstblog „Dein Yoga statt Herbstblues“ nachlesen. Die Bedeutung von Schlaf, Ernährung, Bewegung und Entspannung kann nicht oft genug betont werden; im Winter kommen insbesondere noch Berührung, Wärme, Ruhe und Besinnung dazu. Wie wäre es, mehr Achtsamkeit in Dein Leben einzuladen?

·   Geh früh zu Bett und stehe mit dem Sonnenaufgang auf. Sorge für ausreichend und regelmäßigen Schlaf.

·   Nur nicht vor Kälte zittern: Halte Dich warm, insbesondere Deine Nieren und Füße. Gönne Dir Wärmebehandlungen für Deinen Rücken, Dein Rückgrat und abends ein warmes Fußbad. Trinke gekochtes Wasser und Kräutertees. Genieße erwärmende, nährende Lebensmittel: möglichst biologisch, regional und saisonal. Du kannst den Tag mit einem gekochten, warmen, süßen Frühstück beginnen und Dich mittags bzw. abends an Kraftsuppen, Eintöpfen und Ofengerichten, mit wärmenden Gewürzen laben. Mäßige den Alkoholkonsum zu den Feiertagen.

·   Mach Dir Dein etwaiges Suchtverhalten (Drogen aller Art, Süßigkeiten/essen, Arbeit, fernsehen, soziale Medien, einkaufen) als Betäubung, Flucht vor dem was in Dir wahrgenommen werden will, bewusst.

·   In der Meditation übst Du wach und im gegenwärtigen Moment, präsent zu sein. Geistige Klarheit, Ausgeglichenheit und Vitalität wird auch von Atemtechniken (tiefe Flankenatmung, Wechselatmung und Kapalabhati) unterstützt. Praktiziere achtsamen Yoga und kultiviere Achtsamkeit im Alltag – „Monotasking“. Halte immer wieder inne, nimm bewusst und bejahend mit allen Sinnen wahr, was jetzt ist und falls jetzt etwas zu tun ist, handle aus der Ruhe heraus.

·   Auch die Wintersonne schützt Dich vor Winterdepressionen. Bewege Dich (gemäßigt!) in der frischen Luft und achte auf Deinen Energiehaushalt: Halte Aktivität und Ruhe im Ausgleich bzw. sorge jetzt für mehr Ruhezeiten. Entstresse und entlärme Deinen Alltag. Finde heraus, wobei Du Dich tief entspannen kannst. Gönne Dir regelmäßige Entspannungsübungen und Auszeiten! Wer (in Dir) sagt, dass Du immer funktionieren musst und nicht einfach leben darfst?

·   Verbringe nährende Zeit mit Dir lieben Menschen in angenehmer Atmosphäre. Nimm Dein Gegenüber aufmerksam wahr, übe Dich auch in Beziehungen im wertfreien Beobachten und achtsamen Zuhören.

·   Das Wasserelement liebt Berührung! Gib Dich dem Zauber der Sinnlichkeit hin. Wenn gerade keine Liebste, kein Liebster vorhanden ist, kannst Du beispielsweise zärtliche Körperpflege zelebrieren und Dir Massagen gönnen.

Die erwachte, innere Kraft des Wassers – starker Wille und Weichheit

Ein ausgeglichenes Wasser hat Vertrauen in das Leben und die Intuition sowie Vertrauen in die eigenen Ressourcen, alle Herausforderungen bewältigen zu können. Es nimmt seine Macht an und übernimmt Verantwortung für das eigene Leben, ohne sich zu überfordern. Gelassen steht es für seine Überzeugungen ein; die körperliche und innere Haltung ist aufrecht, stabil und beweglich. Es zeichnet sich durch Geduld, Durchhaltevermögen, Entschlossenheit und vor allem einen starken Lebenswillen aus, welcher mit Einfühlungsvermögen und Empfindsamkeit, Sanftheit gepaart ist. Präsent: Achtsam und dankbar nimmt es die Geschenke des Lebens an und verbindet sich demütig mit seiner Weisheit.

In diesem Sinne wünsche ich Dir eine genussvolle und besinnliche Winterzeit. Habe Mut, Deine innere Härte schmelzen zu lassen und Dich mit einem klaren Geist und offenem Herzen dem natürlichen Fluss des Lebens anzuvertrauen.

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Erstfassung 6. Dezember 2019, Aktualisierung 18. November 2020

Coverfoto: Zoltan Tasi, unsplash; Herz: Nihal Demirici, unsplash