OUR WEDDING

DEIN LEBEN LEBEN

DEIN LEBEN LEBEN

Über Courage, Freiheit, Selbstakzeptanz, verantwortung und den Yoga-Weg achtsamen Handelns

Es liegt in Deiner Verantwortung, Dein Leben zu leben und Deinem Herzen zu folgen. Dafür braucht es Selbstvertrauen und Selbstachtung, Selbstakzeptanz – und nicht Selbstoptimierung. Yoga zielt auf ein gesundes, friedvolles und glückliches, d.h. sattviges Leben. Die acht Glieder des Yoga weisen einen Weg. Wie es gelingen kann, bewusst zu sein, achtsam zu leben und dabei mehr Gelassenheit, Leichtigkeit und innere Freiheit zu erfahren, skizziert dieser Beitrag.

Selbstwirksamkeit statt Fremdbestimmung

Meist leben wir fremdbestimmt im Außen, unterliegen vermeintlichen Sachzwängen und suchen gierig unser Glück in Ansehen, Geld, Macht, Sex und anderen kurzfristigen Sinnesbefriedigungen. Dabei entfremden wir uns immer mehr von uns selbst und fühlen uns eines Tages unzufrieden, unglücklich, getrieben und gefangen, lieblos, sinnlos und leer. Wir leiden auf allen Ebenen.

Nun können wir bequem im Selbstmitleid verharren oder uns auf die Suche nach dem inneren Glück für ein stimmigeres, authentisches Leben machen, den Yoga-Weg beschreiten und Selbstwirksamkeit erfahren.

Über eine regelmäßige Yogapraxis kommst Du wieder in Kontakt mit Dir selbst, nimmst Deinen Körper, Deine Gedanken und Emotionen besser wahr und spürst, was Dir gut tut und was nicht. Du kultivierst Achtsamkeit und entwickelst mehr Gelassenheit und innere Stabilität, um schwierige Lebenssituationen zu meistern, anstatt Dich von Deinen wild hin und her springenden Gedanken beherrschen zu lassen und wie ferngesteuert Dinge zu tun, die Du später vielleicht bereust. Du entwickelst neue, hilfreiche Gewohnheiten, kannst damit andere, positive Erfahrungen sammeln und Dein Gehirn neu verschalten.

Klarheit schaffen und Deinem Herzen folgen – weil du es dir selbst wert bist

Ich muss dieses, ich soll jenes und ich kann doch nicht? Erkenne Deine inneren Druckmacher, negativen Gedanken, Meinungen, Selbstverurteilungen und unguten Emotionen. Hinterfrage, was Du der Aufmerksamkeit, Anerkennung und Liebe anderer wegen machst – und wann Du dabei Dein eigenes Sein missachtest. Sei Dir bewusst, dass es Deine Entscheidung ist, den Wünschen Anderer bzw. einem unhinterfragt übernommenen Wertesystem zu folgen oder Dein Leben zu leben und Deinem Herzen zu folgen. (Im Blogbeitrag: Dein Yoga Frühlingserwachen (1) findest Du dazu weitere Reflexionsimpulse.)

Entscheidend ist, wie Du Dich innerlich fühlst. Werde Dir darüber klar, wie Du leben willst. Welche positiven Eigenschaften, Fähigkeiten und Stärken bringst Du dafür mit? Fokussiere nicht auf das was Du nicht kannst, nicht willst bzw. brauchst, sondern stärke eine positive Ausrichtung auf etwas Wert- bzw. Sinnvolles. Entwickle, stärke Deine Selbstachtung und Dein Selbstvertrauen. Entfalte Dein Potential. Reflektiere regelmäßig ob Weg und Ziel noch stimmig für Dich sind; gegebenenfalls adaptiere entsprechend. Lass los was dabei nicht förderlich ist und wende Dich dem zu was Dir gut tut – das gilt für Dinge und Menschen gleichermaßen.

Wie steht es um Deinen Selbstwert? Wie denkst Du über Dich? Behandelst Du Dich selbst wertschätzend und wohlwollend? Kannst Du Dich selbst annehmen, so wie Du bist?

Wenn Du Dich selbst akzeptieren kannst, gelingt es Dir auch andere Menschen und die Dinge so zu akzeptieren, wie sie sind. Ankämpfen gegen Ungewolltes schafft Leid und verändert nichts. Erst die Akzeptanz schafft die Basis für Transformation.

Raus aus dem Leiden: Kleshas entmachten

In meinem Blogbeitrag über die Kleshas habe ich mich mit der Wurzel unseres Leidens – der unklaren Wahrnehmung unseres Seins – und den daraus resultierenden leidbringenden Kräften in uns beschäftigt: unserem bewertenden Ego, drängendem Verlangen, unbegründeter Abneigung und tiefgreifender Angst. Die gute Nachricht ist, dass Du es selbst in der Hand hast, Dich nicht von den Kleshas dominieren zu lassen und diesen weniger Raum zu geben. Allerdings reicht es nicht aus, diese einmal anzuerkennen. Es ist ein lebenslanger Prozess, den Einfluss der Kleshas zu minimieren.

Zuallererst geht es darum, Deine Gedanken und damit verbundene Emotionen bzw. Stimmungen sowie Körperempfindungen als solche wahrzunehmen, diese besser verstehen zu lernen und Dich nicht mehr damit zu identifizieren. Werde Dir deren Eigendynamik bewusst und halte zunächst inne, anstatt unbewusst zu reagieren. Gelingt dies (noch) nicht, dann erkenne und reflektiere den Zusammenhang zwischen Deinen negativen Erfahrungen und Verletzungen sowie Deinen Wunschvorstellungen und Erwartungen und nicht zuletzt Deinen Einstellungen und Urteilen mit Deinen krank machenden Denk- und Verhaltensmustern.

In einem nächsten Schritt wird es möglich, Deinen Geist und Deine Energie neu auszurichten und anders zu handeln bzw. auch bewusst nicht zu handeln, es gut sein zu lassen. Höre auf, die Dinge persönlich zu nehmen und Dir anzumaßen, die Dinge und die Menschen ständig verändern zu wollen.

Da der wichtigste Nährboden der Kleshas ein zerstreuter, unruhiger, unklarer Geist ist, ist es sinnvoll, diesen immer wieder zu beruhigen und auszurichten – präsent zu sein. Der wirksamste Weg, die Kleshas zu entmachten, ist demnach zu meditieren.

Mit Yoga zu innerer Ruhe und achtsamen Handeln – der achtgliedrige Pfad

Der undogmatische Grundlagentext des Yoga, Patanjalis Yoga Sutra, beschreibt in 196 Versen die Entwicklung des Bewusst-Seins, den Weg zur Überwindung von Leid und zu innerer Freiheit und die für jede und jeden erfahrbare Praxis des Yoga anhand eines achtgliedrigen Pfades: yama (1), niyama (2), asana (3), pranayama (4), pratyahara (5), dharana (6), dhyana (7) und samadhi (8). Auch wenn der Yoga-Weg nach innen führt, bedeutet dies keineswegs eine Abkehr von der Welt. So steht das Verhalten im Umgang mit anderen Menschen (1) und die Haltung zu Dir selbst (2) am Anfang. Im Wesentlichen geht es dabei um Rücksichtnahme und einen verantwortungsvollen Lebenswandel, um Angemessenheit, Bescheidenheit und Zufriedenheit, Wahrhaftigkeit und Fokus auf das Wesentliche, um Reinheit bzw. Gesundheit, Selbsterforschung und Urvertrauen. Kriya-Yoga, der Yoga achtsamen Handelns, integriert alle acht Glieder des Yoga in drei Aspekten: (a) tapas, (b) svadhyaya und (c) ishvara-pranidhana, Hingabe bzw. eine bestimmte Qualität des Handelns (mehr dazu im nächsten Absatz): Mit Yoga-Praktiken (a) wie adäquaten Körperübungen (3) und Atemtechniken (4) können mentale Blockaden und physische Anspannungen gelöst und das Wohlbefinden gefördert werden. Pranayama beruhigt den Geist und bereitet ihn auf Erkenntnis (b) vor: Neben dem Studium von Weisheitstexten geht es dabei vor allem um Selbsterforschung: den Blick nach innen richten (5), Konzentration (6), Meditation (7), Verbindung (8). In entspannten Momenten wacher Ruhe entsteht innere Klarheit und ein tieferes Verständnis für das Leben.

Der achtgliedrige Yoga-Weg nach Patanjalis Yoga Sutra

Beständigkeit und Gleichmut – KRAFT IN DER LEICHTIGKEIT

Natürlich erfolgt eine Transformation nicht von heute auf morgen. Damit Deine Yoga-Praxis wirksam wird, braucht es Zeit, Durchhaltevermögen, Mut und eine bestimmte innere Haltung: stetes Bemühen und bewusstes, freudvolles Üben (abhyasa) unterstützt von einer gleichmütigen Haltung des Losgelöst- bzw. Frei-Seins (vairagya) von Abhängigkeiten, Anhaftungen und Erwartungen. Konzentriere Dich auf den Weg und Deine Handlungen, ohne Dich auf deren Ergebnisse auszurichten, also ohne Dich an (mögliche) Früchte Deines Handelns zu klammern.

Das heißt nicht, dass Du ganz ohne Wünsche sein sollst. Wünsche sind Lebensenergie. Lass Dich aber nicht von Deinen Wünschen beherrschen. In der Verbindung von vairagya und abhyasa erfährst Du Kraft in der Leichtigkeit. Jedes Alltagshandeln kann zum Übungsgegenstand werden (s.o. Kriya-Yoga).

Garudasana, der Adler: Kraft- und machtvoll, anmutig. Ausrichtung auf das Wesentliche. Freiheit.

HINDERNISSEN BEGEGNEN UND ANNEHMEN WAS IST

Dein Yoga-Weg bringt, wie alles Neue, Unsicherheit und ist nicht immer bequem und einfach, mitunter sogar sehr anstrengend. Du wirst Hindernissen wie Krankheit, Trägheit, Erschöpfung, Unlust, Rückschritten, Zweifel, Ungeduld und Selbstüberschätzung begegnen und Fehler machen. Lass Dich davon nicht ablenken oder gar von Deinem Weg abbringen – nimm die Herausforderungen an, lerne daraus und übe achtsam und mitfühlend weiter. Keine Anstrengung ist umsonst, sondern ein Beitrag zu Deiner Entfaltung. Bleibe jedoch nicht in der Anstrengung stecken, lerne zu akzeptieren, was ist und lass los, gib Dich dem Fluss des Lebens hin.

Courage und die innere Freiheit, lebendig und Du selbst zu sein

Das Leben ist ein Abenteuer und voller Überraschungen. Ständig in Veränderung bringt es Ungewissheit und Unsicherheit. Dabei Angst zu haben, ist natürlich.

Mut heißt nicht keine Angst zu haben, sondern sich nicht davon beherrschen zu lassen und trotz aller Ängste ins Unbekannte zu gehen, Neues zu wagen. Mut bedeutet, in jeder Situation wachsam, achtsam zu bleiben und aus einem klaren Verstand und Weite im Herzen heraus zu leben. Angst, die Du akzeptierst, wird zu Freiheit.

Du kannst innerlich frei sein. Doch der Preis dafür ist, vollkommene Verantwortung zu übernehmen – für Deine Gedanken und Deine Emotionen, für Dein Tun, ebenso wie für Dein Nicht-Handeln. Schiebe Deine Verantwortung nicht länger auf andere Menschen bzw. die Gesellschaft, Wirtschaft, Politik oder Gott ab.

Überprüfe Deine innere Haltung: Nimmst Du Verantwortung als Last wahr oder als Ermächtigung?

Freiheit bedeutet nicht, alles zu tun was Du möchtest – dies ist vielmehr Verantwortungslosigkeit. Ebenso wenig ist es wahre Freiheit, frei von etwas bzw. von jemandem zu sein, dies ist von außen abhängige, negative Freiheit. Im Übrigen kannst Du im Außen nicht vollkommen unabhängig sein – Du bist mit allem verbunden; das Leben ist Interdependenz.

Wirkliche positive Freiheit bedeutet innerlich frei für etwas Kreatives, Schöpferisches zu sein. Öffne und entfalte Dich. Fühle Dich wieder lebendig und lebe diese Freiheit, Du selbst zu sein. Liebe mehr und beteilige Dich an jedem Moment des Lebens! 

***

Literaturempfehlungen

Bärr, Eberhard (2015): Vairagya. Über die Losgelöstheit. In: Deutsches Yoga-Forum, Heft 06.

Desikachar, T.K.V. (2015): Yoga. Tradition und Erfahrung. Die Praxis des Yoga nach dem Yoga Sutra des Patanjali. Verlag Via Nova, Petersberg.

Osho (2010): Mut. Lebe wild und gefährlich. Ullstein Verlag, Berlin.

Osho (2014): Freiheit. Der Mut, Du selbst zu sein. Ullstein Verlag, Berlin.

Wolz-Gottwald (2009): Yoga-Weisheit leben. Philosophische Übungen für die Praxis. Via Nova. Petersberg.

Sukumar, Bärr, Eberhard (2001): Upasana, das gute Gefühl. Editions Heuwinkel, Genf.

NN: Bewegungsfreiheit. Was das Leid verringert. Viveka 12.

NN: Nagelbrett und Erdbeereis. Über Üben und Seinlassen. Viveka 7.

***

Erstveröffentlichung 4. Mai 2018, Aktualisierung 9. Mai 2020 und 27. Jänner 2021.